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Ärztinnen und Ärzte aus MVZ-Gruppen wenden sich gegen Verunglimpfung ihrer Arbeit

Hinweis: Am 16. Mai 2023 wurde der offene Brief von weiteren Ärztinnen und Ärzten unterschrieben. Die Zahl der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner beträgt nun 197.

Der Text wurde entsprechend angepasst.

Berlin, 15. Mai 2023 | Über den Umgang und die Rolle von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) mit privaten nichtärztlichen Kapitalgebern herrscht im deutschen Gesundheitswesen seit Jahren eine heftige Debatte. Kritiker werfen solchen MVZ-Gruppen eine schlechtere und rein renditeorientierte Versorgung der Patientinnen und Patienten vor. Leider trotz mehrerer Untersuchungen, die zu dem Schluss kommen, dass es keine Evidenz für diese Behauptungen gibt.

 

Gegen diese Verunglimpfung der eigenen Arbeit wenden sich fast 200 Ärztinnen und Ärzte in einem offenen Brief an die Präsidien der Bundes- und Landesärztekammern und die Delegierten des 127. Ärztetages in Essen. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des offenen Briefes wenden sich gegen „die pauschalen Vorwürfe und implizierte Geringschätzung unserer Arbeit, die in zahlreichen Aussagen bezüglich MVZ-Gruppen mitschwingen.“. Sie kritisieren, dass jedes Mal, wenn von einer Versorgungsgefährdung bzw. Patientenwohlgefährdung im Zusammenhang mit MVZ-Gruppen gesprochen wird, der Anschein erweckt wird, sie würden ihrer Arbeit und Verpflichtungen gegenüber den Patientinnen und Patienten nicht nachkommen.

 

Die Ärztinnen und Ärzte appellieren in ihrem Schreiben an die eigene Standesvertretung sich gegen diese Form der Verunglimpfung zu stellen und sie zu unterbinden bzw. dort, wo solche Äußerungen getätigt werden, diese einzustellen und auf eine sachliche mit Fakten belegbare Diskussionsebene zurückzukehren. Denn eine Diskussion über notwendige Strukturreformen in der ambulanten Versorgung dürfe nicht auf dem Rücken der angestellten Ärztinnen und Ärzte einer bestimmten Versorgungsform geführt werden.

 

Bereits im Oktober 2022 hatten sich knapp 95 ärztliche Leiterinnen und Leiter aus MVZ-Gruppen mit privaten nichtärztlichen Kapitalgebern in einem offenen Brief an die Kassenärztliche Bundesvereinigung und Bundesärztekammer gewandt und dazu aufgerufen, die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte vor Vorwürfen dieser Art aus den eigenen Reihen in Schutz zu nehmen.

 

Dennoch seien die Vorwürfe durch „die ständige Befeuerung aus der ärztlichen Standesvertretung “ letztendlich in der Spitzenpolitik angekommen. Dass ausgerechnet Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach als Arzt auf diesen Zug aufgesprungen sei, ist den angestellten Ärztinnen und Ärzten unbegreiflich.

 

Denn immerhin stellte das Bundesministerium für Gesundheit in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Januar dieses Jahres fest: „Der ärztlichen Leitung im MVZ ist gesetzlich eine ausdrückliche Schutzfunktion zur Abschirmung der ärztlichen Behandlungstätigkeit vor sachfremder Einflussnahme zugewiesen. Dem BMG liegen keine Erkenntnisse dazu vor, dass ärztliche Leiterinnen und Leiter diese Aufgabe in investorenbetriebenen MVZ unzureichend erfüllen.“ (Bundestagsdrucksache 20/5166).

 

Darauf verweisen auch die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des offenen Briefes und wenden sich gegen „die pauschalen Vorwürfe und implizierte Geringschätzung unserer Arbeit, die in zahlreichen Aussagen bezüglich MVZ-Gruppen mitschwingen.“. Sie kritisieren, dass jedes Mal, wenn von einer Versorgungsgefährdung bzw. Patientenwohlgefährdung im Zusammenhang mit MVZ-Gruppen gesprochen wird, der Anschein erweckt wird, sie würden ihrer Arbeit und Verpflichtungen gegenüber den Patientinnen und Patienten nicht nachkommen. 

 


Zum offenen Brief:

 

Den offenen Brief können Sie hier lesen.

Der offene Brief wird vom Bundesverband der Betreiber medizinischer Versorgungszentren (BBMV) e.V. unterstützt. Der Bundesverband der Betreiber medizinischer Versorgungszentren e.V. setzt sich für eine breite Trägervielfalt und die bestmögliche Versorgungsqualität für Patientinnen und Patienten im ambulanten Gesundheitssektor ein. Die BBMV-Mitglieder betreiben bundesweit Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und Zweigpraxen und tragen so zur wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung bei. Um diese Investitionen in die Qualität der Gesundheitsversorgung tätigen zu können, greifen sie auf private, nichtärztliche Kapitalgeber zurück. In den im BBMV organisierten MVZ-Gruppen sind über 2200 Ärztinnen und Ärzte angestellt tätig.


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